Sansevierien als Terrarienpflanzen

von Peter Krause (IGP-Rundschreiben 4/99)

 

Einleitung:
Bei der Gestaltung des Terrariums gilt neben den Tieren ein besonderes Augenmerk der Bepflanzung. Pflanzen erfüllen im Terrarium vielfältige Funktionen: sie sorgen für ein günstiges Terrarienklima, sind Aktionsfläche für die Tiere und erhöhen nicht zuletzt den ästhetischen Wert des Beckens für den Betrachter.
Für unsere Phelsumenterrarien sind die meisten Pflanzen, auf denen die Taggeckos in der Natur vorkommen, wie z.B. Palmen, Bananenstauden oder Laubbäume, aufgrund ihrer Größe nur in Ausnahmefällen einsetzbar. Wer nicht über ein Gewächshaus verfügt, in dem er seine Phelsumen frei halten kann, muß auf Ersatzpflanzen ausweichen. Eine geeignete Alternative bieten dabei die Arten der Gattung Sansevieria.

Sansevieria stuckyi ist eine der größten Arten und vor allem für den Einsatz im Gewächshaus gedacht

Sansevieria stuckyi ist eine der größten Arten und vor allem für den Einsatz im Gewächshaus gedacht

Was sind Sansevierien:
Sansevierien, im Deutschen meist als Bogenhanf bezeichnet, stammen aus Afrika, inklusive Madagaskar, aus Indien und Sri Lanka. Sie gelten als harte und genügsame Zimmerpflanzen und als widerstandsfähig gegenüber ungünstigen Pflegebedingungen wie Lufttrockenheit, fehlendes Licht und vergessenes Gießen. Dies trifft für die meisten Arten auch zu, einige Formen stellen aber auch wesentlich höhere Ansprüche an den Pfleger. Der deutsche Name Bogenhanf kommt daher, das einige Arten ursprünglich als Faserpflanzen genutzt und aus ihnen unter anderem Bogensehnen hergestellt wurden.
Sansevierien bevorzugen einen halbschattigen Standort, vertragen aber auch volle Sonne. Die Erde sollte sandig-durchlässig sein und möglichst keinen Torf enthalten. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit handelsüblicher Kakteenerde gemacht. Das Gießen sollte sparsam erfolgen, bei niedrigen Temperaturen (unter 15°C) sollte nicht mehr gegossen werden. In der Wachstumsperiode sollte aller 4 Wochen mit einer schwachen Nährsalzlösung gedüngt werden.

Die Vermehrung kann über Blattstecklinge erfolgen, dies ist aber sehr mühsam und zeitaufwendig. Zudem haben die Stecklinge bei Zuchtformen oft nicht mehr deren typische Farben, so gehen bei S. trifasciata „Laurentii“ die gelben Blattränder verloren. Die meisten Arten bilden aber zahlreiche Wurzelschößlinge (im Zimmer bevorzugt im Frühjahr, im Terrarium ganzjährig), die abgetrennt und separat eingepflanzt werden können. Die von mir am häufigsten eingesetzten Arten, wie z.B. S. trifasciata oder S. doonerii, ziehe ich in Blumenkästen heran, aus denen dann je nach Bedarf Pflanzen entnommen werden können.
Ein Problem ist die Beschaffung der Pflanzen. Im normalen Blumenfachhandel findet man meist nur die Art S. trifasciata. Andere Arten erhält man gelegentlich in spezialisierten Kakteengärtnereien, wobei besonders die von Gerhard Hallmann bereits im Rundschreiben vorgestellte Firma Max Schleipfer in Neusäß zu nennen ist.
Für das Phelsumenterrarium eignen sich Sansevierien aufgrund der genannten Eigenschaften sehr gut. Da es sehr unterschiedliche Wuchsformen und Farbschläge gibt, kann auch eine vielfältige Bepflanzung allein mit Sansevierien realisiert werden. Natürlich ist auch eine Kombination mit anderen Pflanzen ohne weiteres möglich.

Phelsumenterrarium mit Sansevierien

Phelsumenterrarium mit Sansevierien

Nach meinen Erfahrungen werden die glatten Blattoberflächen von den Phelsumen gern als Lauffläche angenommen und dienen auch als Schlafgelegenheit und Versteckplatz. Auch als Eiablageplatz werden die Sansevierien genutzt. Eiklebende Phelsumen, z.B. Phelsuma ornata, kleben bei mir ihre Eier häufig direkt auf die Oberseite der Sansevierienblätter. Ich schneide dann das Blatt ab und überführe die Eier samt Unterlage in den Inkubator. Dabei muß beachtet werden, das viele Sansevierien Blätter haben, die mit einem wachsartigen Belag überzogen sind. Beim Vertrocknen der Blätter können deshalb Spannungen entstehen, die zu Haarrissen in den Eiern und damit zum Verlust führen können. Ich schneide die Blätter deshalb rund um die Eier im Abstand von etwa einem Millimeter ab, dadurch ist dieses Problem gelöst. Bei eilegenden Phelsumen, wie Phelsuma abbotti chekei, die ihre Eier häufig in den Blattachseln deponieren, können die Eier einfach abgesammelt und in den Inkubator überführt werden.

Erwähneneswert ist noch, das viele Sansevierien auch blühen, allerdings sind die Blüten sehr kurzlebig. Der entstehende Blütensaft wird von vielen Phelsumen sehr gern aufgeleckt.

Sansevierien für hohe Terrarien (ab 80 cm Höhe):
Einige Arten der Gattung Sansevieria werden sehr groß und kommen deshalb nur für große Terrarien in Betracht. Dazu gehört auch die bekannteste Art, S. trifasciata, deren schwertförmige Blätter durchaus eine Länge von bis zu 80 cm erreichen können. Besonders dekorativ wirkt die Zuchtform „Laurentii“, deren Blätter neben der grünen Querbänderung der Ausgangsform noch auffällige gelbe Blattkanten besitzt. Diese Sansevierienart ist sehr widerstandsfähig sowie wuchs- und vermehrungsfreudig und daher eine ideale Terrarienpflanze, von der man auch immer wieder Jungpflanzen erhält. Die Zuchtform „Craigii“ kann auch in etwas niedrigeren Terrarien verwendet werden, da sie langsamer wächst und die hellgrünen Blätter auch nicht so lang werden.
Eine ähnliche Wuchsform weist S. raffilii auf. Die Querbänderung der Blätter ist bei der von mir gepflegte Form „Glauca“ netzartig aufgelöst, zudem sind die Blätter stark gekielt und besitzen eine schmale rötliche Blattkante. Diese Art wächst allerdings wesentlich langsamer als die vorgenannte und bildet auch weniger Schößlinge. Zu den großen Arten zählt auch S. grandis, deren ohrenförmige Blätter über 15 cm breit werden können.
Eine eigentümliche Wuchsform weisen die Arten mit drehrunden Blättern auf. Eine der größten Sansevierienarten ist S. stuckyi, deren Blätter über 2m lang werden können, so daß diese Art wohl nur im Gewächshaus einsetzbar ist. Kleiner bleiben die Arten S. cylindrica und S. powelii, die sich dadurch besser für den Einsatz im Terrarium eignen.

Sansevieria philippsiae gehört zu den kleinbleibenden Arten

Sansevieria philippsiae gehört zu den kleinbleibenden Arten

Sansevierien für kleinere Terrarien:
Auch für kleinere Terrarien gibt es zahlreiche geeignete Arten. Die bekannte S. trifasciata gibt es auch in der Zuchtform „Hahnii“, die rosettenförmig wächst und mit ihren kurze Blättern an eine Bromelie erinnert. Jungpflanzen dieser Zuchtform können auch in Aufzuchtterrarium eingesetzt werden, da sie nur 6 bis 10 cm groß sind. Diese Zuchtform ist genauso wuchs- und vermehrungsfreudig wie die Ausgangsform und somit ideal geeignet. Eine weitere Zuchtform ist „Golden Hahnii“, deren Blätter gelb-grün längsgestreift sind. Diese farblich sehr ansprechende Art ist aber leider sehr anfällig und wächst extrem langsam, so das sie im Terrarium kaum verwendbar ist.

Über schwertförmige, aber nur maximal 30 cm lange und bis 2 cm breite Blätter verfügt S. doonerii. Auch diese Art wächst im Terrarium sehr gut und bringt zahlreiche Jungpflanzen. Sehr ähnlich in Aussehen und Größe ist S. parva, die aber lange, oberirdische Ableger treibt und dadurch auch in Blumentöpfen an der Terrarienrückwand sehr dekorativ wirkt.
Eine interessante Wuchsform weist S. nelsonii auf, deren ebenfalls schwertförmige, grasgrüne Blätter auf ca. 10 cm langen Stielen sitzen. Diese Art kann damit im Terrarium eine interessanten Kontrast bilden.
Eine weiter kleinbleibende Art ist S. phillipsiae. Die runden Blätter dieser Art wachsen nicht gerade nach oben, sondern eher gebogen nach den Seiten, so das die Pflanze niedrig bleibt. Jungpflanzen werden an oberirdischen Ausläufern getrieben, so daß auch diese Art hängend eingesetzt werden kann. Ebenfalls sehr interessant ist S. pinguicola, die rosettenförmig wächst und halbrunde, gekielte Blätter besitzt.
Die vorgestellten Arten sollen Beispiele für die Verwendung von Sansevierien im Terrarium sein. Weitere Arten, die aber oft aufgrund des Mangels an Literatur nicht bestimmt werden können, sind ebenfalls einsetzbar und bieten weitere Möglichkeiten zur Gestaltung von Phelsumenterrarien.

Danksagung:
Für die Überlassung von Pflanzenmaterial bedanke ich mich bei H.-P. Berghof (Meerane), G. Hallmann (Dortmund) und M. Pelignat (Tulear). Bei O. Pürkel (Berglen-Öschelbrunn) und A. Mögenburg (Ulm) bedanke ich mich für das Überlassen von Literatur und für interessante Informationen über die Gärtnerei Max Schleipfer.

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