Bienen und Bienenmaden

Johannes Süncksen (IG-Rundschreiben 3/2003)

Da ich erst seit kurzem Mitglied in der IGP bin, kann ich nicht beurteilen, ob über oben genanntes Thema bereits in den Rundschreiben berichtet wurde. Warum ich gerade über dieses Thema berichten möchte? Ganz einfach – weil ich Imker bin! Eines Abends saß ich an meinem Schreibtisch und suchte eine Drohnenwabe (Drohnen sind die männlichen Bienen) nach Varroamilben ab. Da die Fütterung meines Pärchens P. grandis anstand, nahm ich eine der Maden mit der Pinzette und hielt sie einem der Geckos vor die Nase. Ich war überrascht, mit welcher Gier die Made verschlungen wurde. Also bekamen beide Tiere jeweils sechs Maden – ich weiß – viel zu viel. Soweit also meine erste Erfahrung bei der Fütterung mit Bienenmaden. Nun mag es ungewöhnlich erscheinen, daß ein Imker seine eigenen Bienenmaden verfüttert und deshalb muss ich auf einige Details in der Imkerei eingehen.

Seit den 70er-Jahren kämpfen die Imker in ganz Europa gegen die Varroamilbe, die aus Indien eingeschleppt wurde. Diese Milbe vermehrt sich so schnell, daß innerhalb von einigen Monaten ein ganzes Bienenvolk zusammenbrechen kann. Zur Fortpflanzung sucht die Milbe bevorzugt die Drohnenbrut auf, da diese die längste Entwicklungszeit (24 Tage) hat. Dieses Verhalten machen wir Imker uns zunutze und hängen in der Entwicklungszeit der Bienenvölker Drohnenwaben in die Völker.

Die Zellen dieser Waben sind größer als die der Arbeiterinnenwaben und somit belegt die Königin diese Zellen mit unbefruchteten Eiern aus denen dann Drohnen schlüpfen. Nun ist es aber keinesfalls so, daß die Königin sofort alle Zellen der Drohnenwabe belegt, nein, die Dame macht es so, wie es ihr gerade paßt. Bis alle Zellen belegt sind, kann durchaus eine Woche vergehen. Das wiederum hat für mich den Vorteil, Maden in allen Größen als Futter zur Verfügung zu haben. Nach 10 Tagen werden die Zellen von den Pflegebienen verdeckelt. Kurz vor der Verdeckelung schlüpfen nun schnell die Varroamilben auf die Drohnenmaden und können sich nach der Verdeckelung in aller Ruhe der Fortpflanzung widmen. Deshalb holen wir diese zum großen Teil verdeckelten Drohnenbrutwaben aus den Völkern heraus und schmelzen diese Waben ein. Damit bewirken wir eine natürliche Reduzierung der Varroamilben.

Bleibt die Frage für den Reptilienfreund: „Wie komme ich an dieses Futter heran?“
Wer mit offenen Augen durch die Lande fährt, wird sicher schon die Schilder „Honig – Aus eigener Imkerei“ gesehen haben. Halten Sie doch einfach mal an. Kaufen Sie vielleicht ein oder auch mehrere Gläser Honig. Wenn Sie Interesse an der Imkerei zeigen und vielleicht sogar über ein paar Fachausdrücke verfügen, wenn Sie einem Imker mal beim Honig schleudern helfen möchten oder einfach dem Imker Löcher in den Bauch fragen – ich kenne keinen Imker, der nicht gern Ihre Fragen beantwortet. Vielleicht werden Sie dadurch selbst noch zum Imker! Sollten Sie also an dieses Futter herankommen – Ihre kleinen Pfleglinge werden sich freuen.
Drohnenmaden werden Sie leider nur in der Hauptentwicklungszeit der Bienenvölker in den Monaten April bis August erhalten. Dennoch stellt dieses Futter eine hervorragende Abwechslung zum sonst üblichen Futter dar.

  • Eine Drohnenwabe hat ca. 3000 Zellen, also eine Menge an Futtermaden in allen Entwicklungsstadien und verdeckelte Brut.
  • Mit einer spitz zulaufenden Pinzette lassen sich auch die kleinen Maden leicht aus den Zellen herausholen.
  • Bekommen sie vom Imker auch verdeckelte Brut mit nach Hause, schlüpfen noch einige Tage fertige Drohnen, die ebenfalls bestens zu verfüttem sind. Drohnen haben keinen Stachel. Also – keine Angst vor Bienenstichen.
  • Der Fettgehalt der Maden beträgt ca. 17% und ein hoher Anteil an Aminosäuren ist enthalten.
  • Die Maden sollten spätestens nach 3 Tagen verfüttert sein. Ob es Sinn macht, die überüberschüssigen Maden in kleineren Portionen in der Tiefkühltruhe zu lagem, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen.
  • Angaben zum Drohn: Körperlänge 15 bis 17 mm, Gewicht 0,196 Gramm, Lebensdauer 30 bis 40 Tage, Geschlechtsreife nach 10 bis 14 Tagen, Anzahl ca. 2000 pro Volk.
  • Angaben zur Larve (Made): Junglarve Länge 1,5 mm, Gewicht 0,3 mg.
  • Die Junglarven werden von den Ammenbienen so reichlich gefüttert, daß sie schon nach 6 Tagen das 500fache, also 155 mg, wiegen.

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