Die Zucht vom Ofenfischchen (Thermobia domestica, PACKARD 1873) und meine Verfütterungsmethode

von Roland Gebhardt (Der Taggecko, Nr.46, 2/2004)

 

Da das Ofenfischchen schon einmal in unserem Zirkular vorgestellt wurde (Röll, 1996), aber wahrscheinlich noch nicht allen IG-Mitgliedern bekannt sind, möchte ich Euch einmal meine Zucht und auch Verfütterungstechnik vorstellen.

Die kleinen wärmeliebenden, lichtscheuen und flügellosen Insekten sind wahrscheinlich aus dem Mittelmeerraum zugewanderten. Sie gehören zu der Unterklasse Fischchen (Zygentoma) und zählen in Deutschland bei den Schädlingsbekämpfern zu den Hausschädlingen, wie auch unser einheimisches Silberfischchen (Lepisma saccharina). Sie können leicht aus den Terrarien entweichen und ich habe die Tiere auch schon fast überall in der Wohnung wiedergefunden. Eine Vermehrung außerhalb des Terrarienzimmers kann ich aber aufgrund der niedrigeren Temperaturen ausschließen.

Meine Zuchtbehälter, glattwandige Plastikboxen (17x17x20, B x L x H), sind sehr spartanisch eingerichtet, was sich aber auf den Ertrag in keiner Weise auswirkt. Im Deckel ist nur in der Mitte ein ca. 6 cm großes Loch mit Gaze verklebt, damit die relative Luftfeuchte nicht zu stark absinkt. Da sich das Verfüttern von Fischflocken bewährt hat stelle ich keine weiteren Versuche mehr an. Doch wie in der Literatur beschrieben (Bruse F., Meyer M., Schmidt W., 2003) greifen die kleinen Insekten auch auf die eingelegten Zellstofftücher und die Eierkartons zurück, falls das Futter einmal ausgehen sollte.

Grundsätzlich ernähren sie sich von kohlenhydratreichen Stoffen wie Zuckerwaren, Kleister und scheuen auch vor Kunstfasergeweben nicht zurück. Das notwendige Wasser bzw. die erforderliche Feuchtigkeit nehmen die Urtierchen bei mir von einem aus dem Phelsumen-Speiseplan übriggebliebenen Aleteglas auf. Damit das Glas aber nicht zur Falle wird ist es mit Reinigungslappen überspannt (hier kann man auch Nylonstrümpfe oder ähnliches verwenden). Bloß sollte man kein Küchentuch (Zellstoff!) verwenden, denn das wird ja bekannter weise gefressen, man lernt halt nie aus.

Zur Vergrößerung der Lauffläche sind noch mehrere Eierkartons ineinandergestapelt in dem Behälter untergebracht. Wichtig für die Vermehrung ist ein Wattebausch, in den die Weibchen ihre Eier mit dem Legestachel absetzen. Das ganze steht dann in meinem Zuchtschrank oder auf dem obersten Terrarium (Leuchtkasten), wo es auf jeden Fall am Tag über 30°C hat. Die Nachtabsenkung schadet den Tieren nicht, was jedoch die Entwicklungszeit verlängert. Laut Röll sollte die Haltungstemperatur zwischen 30 und 37°C liegen.

Die Verfütterung stellt sich bei mir sehr einfach dar. Ich nehme einfach das zusätzlich neben den Eierkartons eingebrachte Küchentuch mit einer langen Pinzette heraus und klopfe es in einem glattwandigem rundem Behälter ab. Dann wird der Inhalt des Behälters mit Hilfe eines Trichters in ein Reagenzglas geschüttet. Darin kann man dann die Tiere noch etwas Vitaminisieren und anschließend leicht in den Terrarien verteilen.

Da die Reagenzgläser länger sind lässt sich die Anzahl der Tiere auch für kleinere Pfleglinge leicht dosieren, für die ein Überbesatz von Ofenfischchen im Terrarium sich als Stress darstellt. Diese Methode wende ich auch für meine Fruchtfliegen an, wobei man dabei etwas schneller sein muss, da die Fliegen auch an Glas gut laufen können.
Wer das auch mal probieren will dem wünsche ich viel Erfolg.

Aufruf: Wer demnächst einmal jemand auf die Galapagosinsel kommt, der soll dort bitte nach einem Fischchen Ausschau halten. Dort kommt Acrotelsa galapogoensis mit einer Gesamtlänge von 26 mm inklusive der Schwanzanhänge vor. Es wäre einmal interessant ob es sich auch als Futtertier eignet.

Literatur:
Bruse F., Meyer M., Schmidt W.(2003): Praxis Ratgeber Futtertiere, S. 54-60 (Frankfurt a. M.)
Röll, Beate, (1996): IGP-Rundschreiben 4/96 – Ein (fast) unbekanntes Futtertier für kleine Terrarienbewohner: das Ofenfischenchen (Thermobia domestica)

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