Herpetologische und andere Impressionen aus Manompana

von Thomas Giger, Rundschreiben Nr. 38 (01/02)

 

Im letzten Sommer (2001) hatten ich und meine Freundin die Möglichkeit während eines Monats (September bis Oktober) Madagaskar zu bereisen. Da man sich als Rucksacktourist mit limitiertem Budget in einer solchen Zeitspanne nicht das ganze Land ansehen kann, beschlossen wir den Nordosten des Landes zu bereisen. In diesem Teil Madagaskars befinden sich die meisten geschützten Waldgebiete in Form von Nationalparks und Naturreservaten. Als besonderen Höhepunkt birgt der Nordosten die Insel Sainte Marie (Nosy Boraha), welche auch ein Etappenziel unserer Reise darstellte. Der Besuch dieser Insel ermöglichte es uns mit einem Frachtschiff von Ambodjfototra (dem Hauptort von St. Marie) nach Mananara zu gelangen, was in der Regenzeit der einfachste Weg sein dürfte, da die „Pisten“, welche der Ostküste entlang führen, zu dieser Zeit jeweils völlig verschlammt sind. Falls man etwas mehr für die Madagaskarreise budgetieren kann, ist es selbstverständlich auch möglich nach Mananara zu fliegen.
Als wir in Mananara von den für die Jahreszeit untypischen, ausserordentlich guten Verhältnissen der Pisten Richtung Manompana hörten, beschlossen wir einen Abstecher in diese Region zu machen.

Phelsuma guttata

Phelsuma guttata

Manompana ist ein kleiner, romantischer, für den Tourismus wenig erschlossener Ort. Sein Charme scheint die wenigen Touristen, die in Manompana stranden, immer wieder zu einem verlängerten Aufenthalt zu bewegen. Das von der „Association Nationale pour la Gestion des Aires Protégées“ (A.N.G.A.P.) unterhaltene Regenwaldreservat mit seinen Kaskaden bietet die Möglichkeit vieler Wandermöglichkeiten.
In diesem Reservat konnten wir nebst diversen Lemuren und phantastisch erscheinenden Arthropoden auch Mantella betsileo, Phelsuma guttata (Bild 1), Lygodactylus miops finden.

Phelsuma lineata ssp. (?)

Phelsuma lineata ssp. (?)

In den Randgebieten des Reservates findet man immer wieder das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis). Ein weiteres, überaus interessantes „Biotop“ sind auch die Hütten der Dorfbewohner, da diese oftmals von erstaunlich vielen Phelsumen bewohnt werden. An der Innenseite unseres Hüttendaches konnten wir besonders farbenprächtige Phelsuma lineata ssp.(?) (Bild 2) beobachten. Zwischen den Ravenalablättern, mit welchen die Hütten abgedeckt sind, lassen sich immer wieder Gelege dieser Phelsumen finden.

Phelsuma serraticauda, Weibchen

Phelsuma serraticauda, Weibchen

Sehr erstaunt war ich über den Fund einer Phelsuma serraticauda (Bild 3) im Gebälk eines kleinen Kioskes. Die Phelsume ließ sich sehr gut ablichten, leider konnte ich sie aber zur Bestimmung des Geschlechtes nicht ergreifen. Auf den Fotos erscheint mir dieses Tier jedoch als ein Weibchen. Leider war diese Phelsuma serraticauda die einzige ihrer Art, die wir sichten konnten. Ich schätze desshalb die Populationsgrösse als eher gering ein, in Anbetracht dessen, dass das gesichtete Tier nicht eine grössere Fluchtdistanz zu zeigen scheint, als die anderen im gleichen Biotop beobachteten Phelsumenarten.

Manompana ist aus Sicht von Phelsumenliebhabern wahrscheinlich eher kein faunistischer Hotspot, aber meiner Meinung nach allemal eine Reise wert. Der schöne Regenwald, die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt, und schöne Schnorchelgebiete sind der Lohn für die Mühen der Anreise.

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