Zu Besuch am Mount Ibity, in Ranomafana und Andekaleka
1. Teil unserer Madagaskarreise 2001

Roland Gebhardt (IG-Rundschreiben 4/2001)

 

Im Januar dieses Jahres konnten wir, H.P. Berghof und Knuth Schmidt und meine Wenigkeit, uns endlich auf die lang ersehnte Reise nach Madagaskar machen. Die grobe Route war schon im voraus festgelegt und sollte uns diesmal in den Süd-Osten der großen Insel führen. Das erste auf unserem Weg war der Mount Ibity. Er liegt ca. 25km hinter Antsirabe an der Straße nach Ambositra und ist mit seinen 2240m auch für Wanderer mit guter Kondition kein kleiner Hügel. Da wir am 28.12.00 unseren Flug angetreten hatten, kamen wir auch in den Genuß, den Jahreswechsel an diesem Berg mit einer kleinen Flasche Rum zu feiern. Da die gesamte Gegend sehr trocken und felsig ist sind auch nur die für das Hochland bekannten Tiere zu finden. Durch mehrmaligen Halten und Durchstreifen der wenigen Vegetation konnte wir auf dem Weg zum „Mont“ fast ausschließlich Insekten wie Libellen, bunte Heuschrecken und interessante Raupen entdecken. Am Zementwerk, das direkt neben dem faszinierdenden Berg liegt, konnten wir unser Lager aufschlagen. Der Weg dorthin ist wegen der Transport-LKW sehr gut ausgebaut und dürfte auch bei starken Regenfällen noch gut befahrbar zu sein. Durch einige Besteigungen des Berges konnten wir auch die fantastische Aussicht auf die umliegende Gegend genießen. Unser Hauptinteresse galt aber natürlich den vorzufindenden Reptilien. Den Gipfel haben wir zwar nicht erreicht, aber auch auf einem Plateau, das wir zum Ziel unserer Ausflüge machten, konnten wir doch einige Reptilien wie Chameleons, Geckos oder Leguane beobachten. Auch in dieser Höhe waren Gliedertiere verschiedener Arten, wie z. B. Skorpione, Schnurfüßer und Saftkugler, vertreten.

Der Mount Ibity

Der Mount Ibity

Auch durch emsige Sucher aus dem Dorf direkt neben der Straße erhielten wir tatkräftige Unterstützung. In den wenigen Tagen mit nur kurzen Regenfällen konnten wir sehr viele Entdeckungen machen, was den Ausflug zu diesem nicht sehr bekannten Ziel auch ohne „Grüne“ zu einem Highlight des Urlaubs machten.
Doch auch die Phelsumen sollten noch zum Zuge kommen, denn als nächstes stand der Nationalpark von Ranomafana auf dem Reiseplan. Der geschützte Bergnebelwald wird von dem Namorona-Fluß durchzogen, der auch direkt neben der Straße mit seinen sehr beeindruckenden Wasserfällen entlangfließt. Hier quartierten wir uns in der uns empfohlenen „Domaine Nature“ ein, die aber allerdings ca. 3-4 km bergab des Eingangs zum Park lagt. Dies stellte sich allerdings später auf unserem Rückweg als kleiner Fehler heraus, denn auch direkt unterhalb des Einganges kann man auf dem extra für Besucher angelegten Zeltplatz hervorragend campen.

Selbst an eine überdachte Kochstelle ist gedacht, falls es doch mal regnen sollte. Wie bei allen N-Parks muß man hier die A.N.G.A.P. Gebühr bezahlen und sich zusätzlich einen Führer nehmen. Wenn man direkt am Park sein Lager aufgeschlagen hat, kann man auch in der Dunkelheit ohne Aufpasser einen kleinen Abstecher wagen. Doch auch auf unseren Führungen am Tag und in der Nacht konnten wir den Artenreichtum von Ranomafana bewundern. Durch den Vorhang der Geräusche der Nacht zu laufen und im Schein der Taschenlampe kleinste Tierchen zu suchen, macht ungeheueren Spass. Die anschließenden Blitzgewitter sind nicht zu vermeiden, denn man will ja die Zuhausegebliebenen nicht ohne schöne Bilder von Fröschen abspeisen.

Auf dem Mount Ibity

Auf dem Mount Ibity

Schon in der Dämmerung wird man von den geschickt angefütterten Lemuren überrascht, die alle aus verschiedenen Richtungen an eine kleine Stelle des Waldes kommen. Hier sind dann auch die kleinen Mausmakis zu bewundern. Gleich am ersten Abend buchten wir diese Nachttour und wurden nicht enttäuscht. Da man durch die vielen Pflanzen und die Dunkelheit keinen genauen Überblick hat wo man gerade entlangläuft, wird es einem erst am Tage bewußt wie viele Höhenmeter man bei seiner kleinen Wanderung überwunden hat. Hierbei erreicht man auch einen Aussichtspunkt von dem man einen sehr guten Überblick auf den begehbaren Teil des Parks hat. Doch in den niederen Teilen des Waldes sind auch Tiere aktiv, die man nicht gerade fotogen nennen kann, nämlich die Blutegel.
Obwohl während unseres Aufenthaltes kein nennenswerter Regen fiel, war der Wasserstand der Bäche nicht merklich geringer.

Den Strom des Namorona überquert man über eine stabile Eisenbrücke, von der man dann auch die Stromschnellen und gewaltigen Wassermassen beobachten kann. Ein abschließender Besuch des Ortes Ranomafana mit seinen Badestätten rundet den Aufenthalt ab, wenn gleich die Benutzung derselben aufgrund der Gefahr von Cholera nicht mehr gestattet ist. Sehenswert sollte auch ein angelegter Garten auf dem Weg dorthin sein, wahrscheinlich aber wegen der ausbleibenden Besucher fühlt sich hier keiner mehr zuständig diesen in Schuß zu halten.

Die weitere Reise führte uns an die Ostküste, doch davon darf jemand anderes berichten. Nach einem kurzen Abstecher in die Hauptstadt rollten wir weiter in Richtung Perinet, wo wir uns im FEON´NY ALA einnisteten. Hier startete dann eine mehrstündige Diskussion, ob wir den Weg nach Andekaleka zu Fuß zurücklegen sollten. Ab Perinet wären es mindestens 40 km auf den Gleisen gewesen, doch konnte man auch etwas abkürzen um von der Straße nach Taomasina wieder auf die Bahn zu stoßen. Sicher war auf jeden Fall, daß in den nächsten Tagen kein Zug dorthin fahren würde.

Zeltplatz

Zeltplatz

Schließlich war der Entschluß gefaßt und wir brachen dann am frühen Morgen des nächsten Tages mit nur geringstem Gepäck (Foto + Wasser) auf. An der Straße ließen wir uns von einem LKW bis zu unserem Ausgangspunkt mitnehmen. Ab hier waren wir auf eine Detailkarte angewiesen, die uns den Weg zur Eisenbahnstrecke zeigte. Dieser war gar nicht so schwer zu finden, doch waren hier die Wege auf Grund der Regenzeit sehr matschig und durchweicht. Mit guter Laune und in dem Wissen, „wir werden in Andekaleka auf jeden Fall einen neuen Fundort für Phelsuma serraticauda finden“, machten wir uns auf den Weg die ca. 20-25 km auf den Schienen zurückzulegen. Wenn man den Bericht von Christine Cerny liest, beschreibt sie die Bahnfahrt an die Ostküste als Reise durch einen dichten Urwald.

Dieser konnte von uns allerding nicht mehr gesichtet werden und so liefen wir Schwelle für Schwelle in der starken Sonne und nicht geringerer Luftfeuchtigkeit unserem Ziel entgegen. Die gesamte Linie führte fast immer entlang eines Flusses, dessen Windungen man ebenfalls beschreiten mußte, wodurch sich die Strecke im Laufe des Tages immer mehr zu verlängern schien. Nach nervaufreibenden, unendlich erscheinenden Kilometern sahen wir hinter einer langen Biegung endlich unser Ziel. Die Schritte wurden trotz der schon steifen Muskeln schneller und wir waren nun den Phelsumen so nahe wie wir schon gar nicht mehr erwartet hatten.

nicht mehr ganz frisch...

nicht mehr ganz frisch…

Im einzigen Laden des Dorfes konnten wir die Einheimischen nach den Geckos ausfragen. Doch einige Männer sagten uns, daß diese Tiere, die wir ihnen auf Bildern zeigten, auch nicht in der weiteren Umgebung leben. Es sollte sie in etwa noch einmal 20-30 km Entfernung geben. Durch diese neuen Informationen waren wir wirklich sehr enttäuscht. Der Einbruch der Dunkelheit beschäftigte uns dann auch noch mit der Frage der Übernachtung, die uns dann aber von dem Besitzer des Ladens abgenommen wurde der uns einlud, in seinem Haus zu übernachten. Ein leckeres Abendessen wurde uns ebenfalls aufgetischt. Den wenig entspannenden Schlaf durften wir in den Betten der Familie verbringen, die kurzerhand zur Verwandtschaft ausgelagert wurde.

Am Morgen brachen wir dann in unserer noch nassen Kleidung zu unserem Rückweg auf. Die Schritte wurden dann immer mehr zu einem monotonem Zählreim in dem man die immer größer werdenden Blasen gar nicht mehr wahrnahm. Hiervon existieren auch keine Bilder mehr. Als wir dann wieder die lang ersehnte Straße erreichten, konnte wir uns nur noch dazu bewegen den Daumen hochzuhalten um wieder einen LKW anzuhalten. Ein etwas älteres Modell eines Mercedes hielt dann an und wir konnten somit wieder unser Hotel erreichen. Am nächsten Tag mußte ich allerdings in Andasibe vor dem Bahnübergang anhalten, weil nämlich ein Zug nach Taomasina vorbeifuhr. Hierbei kann man nur noch sagen „der Weg war das Ziel“.

zurück zur Auswahl