Haltung und Zucht von Phelsuma pusilla pusilla und P. andamanense

Patrick Schönecker (IG-Rundschreiben 1/2003)

 

Phelsuma pusilla pusilla ist anders wie Phelsuma pusilla hallmanni nicht nur in einem eng begrenzten Areal präsent, sondern bewohnt zahlreiche Habitate entlang der Ostküste Madagaskars. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt hierbei ganz klar nördlich von Toamasina.

Phelsuma pusilla pusilla

Phelsuma pusilla pusilla

In der Färbung präsentiert sie sich oberseits grün bis olivgrün und kann bei den Festlandpopulationen türkisblau erscheinen. Wie auch schon MEIER, konnten wir bei Tieren von Nosy Boraha diese Blaufärbung nicht beobachten. Die Rückenfärbung ist sehr variabel und kann aus zwei parallelen mehr oder weniger aufgelösten roten Längsbändern oder aus einer gesprenkelten Rotzeichnung bestehen. Die ventrale Seite ist schmutzig weiß. Von Phelsuma pusilla hallmanni unterscheidet sie sich vor allem in ihrer Größe von nur 8,5 cm und der fehlenden goldgelben Zeichnung im Nacken.

Im Terrarium halten wir unsere Tiere in 25 x 40 x 60 cm (BxTxH) großen Terrarien, die durch einen Halogenspot und eine UVB-abstrahlende Röhre beleuchtet werden. Hierdurch entstehen Temperaturen von 22 – 28°C tagsüber, die lokal bis 33°C erreichen können. Nachts sinkt die Temperatur deutlich bis auf 15 – 18°C, wobei die Nachtabsenkung mit der imitierten Jahreszeit in engem Zusammenhang steht.
Eingerichtet sind die Terrarien mit Bambusstäben, Ästen, Sanseviera spec. und Aechmea spec.. Besonders Aechmea spec. Wird von unseren Tieren sehr gerne als Versteck und Eiablageplatz benutzt und ersetzt sehr gut die Pandanuspflanzen, in denen sich die Tiere in der Natur aufhalten.
Unsere Tiere genießen generell einen sommerlichen Freiluftaufenthalt, der den madagassischen Winter imitieren soll. Nachdem die Tiere wieder ihre Terrarienanlage bezogen haben, beginnen sie mit der Paarung und den Eiablagen. Hierbei können Weibchen alle 25 – 28 Tage ein Doppelgelege absetzen. ca. 60 Tagen mit einer Größe von 38 mm. Auffällig war eine hohe Ausfallquote in der Entwicklung der Eier bei zu niedriger Luftfeuchte. Das Geschlechterverhältnis beträgt bei der angegebenen Bruttemperatur nahezu 1:1. Wegen der großen Aggressivität ist es leider nicht möglich, mehrere Jungtiere dieser Art gemeinsam großzuziehen. Später können jedoch problemlos mehrere Weibchen in einer Gruppe mit einem Männchen gehalten werden.
Abschließend möchte ich noch auf eine Hybridisierung mit Phelsuma lineata bombetokensis hinweisen. Bei gemeinsamer Haltung eines Männchens von Phelsuma pusilla pusilla mit einem Weibchen von Phelsuma lineata bombetokensis entstanden bei uns mehrere Hybriden, die das Adultstadium erreichten.

 

Phelsuma andamanense

Phelsuma andamanense

Phelsuma andamanense BLYTH, 1860

Phelsuma andamanense stellt mit ihrem Vorkommen auf den Andamanen im Golf von Bengalen eine Besonderheit dar. Für die doch sehr weite Verschleppung von über 5000 km vom Verbreitungsschwerpunkt der Gattung Phelsuma gibt es bisher mehrere Theorien, von denen jedoch jede mehr oder weniger widerlegt werden kann. Die Art bewohnt fast alle größeren Inseln des ca. 325 Inseln umfassenden Andamanen-Archipels. Nach Beobachtungen von HALLMANN bewohnt diese Art vor allem die Gärten der Einheimischen, wobei sie Bananen, Pandanus und Sisalagaven bevorzugt. Nie wurde diese Phelsume an Häusern gesehen.
Das Klima ist ganzjährig feuchtwarm. Die mittlere Jahrestemperatur liegt zwischen 24 und 32°C. Der Niederschlag beträgt 3200 mm im Jahr.

Phelsuma andamanense kann eine Gesamtlänge von bis zu 14 cm erreichen, wobei die Weibchen etwas kleiner bleiben. Die Oberseite ist nicht einheitlich gefärbt und bei Weibchen oftmals nur leuchtend grün. Besonders männliche Tiere besitzen auf Kopf und Schwanzansatz rote Flecken. Bei der Terrarienhaltung tritt oftmals eine wunderschöne leuchtend-türkisblaue Färbung von Kopf und Schwanz auf. Der Bauch ist schmutzig weiß. Die Kehle vor allem bei Männchen ist leuchtend gelb. Bei Unwohlsein können sie sich sehr schnell dunkel färben.
Wir halten diese Phelsume in Terrarien mit der Größe 40x40x60 cm (BxTxH). Wegen der etwas erhöhten Aggressivität dieser Art ist die Größe jedoch als absolutes Mindestmaß anzusehen. Die Beleuchtung besteht aus einer 50 Watt HQL-Leuchte, die Temperaturen von 22 – 28°C tagsüber, lokal bis 35°C entstehen lässt. Nachts fallen die Temperaturen auf 20°C ab. Um den Tieren eine Ruheperiode zu ermöglichen, reduzieren wir die Beleuchtungsdauer von 13 Stunden im Sommer auf 9 Stunden im Winter. Die Terrarieneinrichtung besteht wie bei den meisten Arten aus Sanseviera spec., Kork und Bambus.

Unter diesen Bedingungen schreiten die Tiere, abgesehen von einer kurzen Pause im Winter, das ganze Jahr über zur Fortpflanzung. Hierbei werden die Eier vor allem an glatte Flächen angeklebt. Bei unterschiedlichen Bruttemperaturen schlüpfen nach 60 – 85 Tagen die Jungtiere mit einer Größe von 35 – 40 mm. Sie gleichen ihren Eltern, besitzen jedoch noch keine Rot- oder Blaufärbung. Bei der Aufzucht, die sich als problemlos erwies, sollte von einer Vergesellschaftung mit allen anderen Phelsumenarten abgesehen werden, da sich die Jungtiere als sehr aggressiv erwiesen.

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