Vergesellschaftung von Taggeckos der Gattung Phelsuma

von Annemarie Lenk & Thomas Hofmann (Der Taggecko, Nr.53, 1/2006)

 

Anolis und Phelsume - no problem

Anolis und Phelsume – no problem

Über die Vergesellschaftung von Taggeckos wurde schon oft geschrieben und diskutiert. Wir wollen an dieser Stelle unsere Erfahrungen mit der Vergesellschaftung von Phelsumen darlegen. Es sei aber im Vorfeld gesagt: was bei einem gut geht muss noch lange nicht auf andere Halter zutreffen. Auch kann es sein, dass eine Vergesellschaftung nur ein Spiel auf Zeit ist – denn nur all zu oft kann es passieren, dass sich die miteinander vergesellschafteten Arten nach einiger Zeit nicht mehr dulden und es zu Auseinandersetzungen kommen kann.

Für eine Vergesellschaftung eignen sich vielerlei Arten aus der Familie der Geckos aber auch Anolis, Skinke oder Frösche lassen sich mit Phelsumen vergesellschaften. Es sollte jedoch immer darauf geachtet werden, dass die Haltungsansprüche der zu vergesellschaftenden Art mit der der Taggeckos weitgehend übereinstimmen. Ebenfalls ist darauf zu achten, dass sich die Arten nicht all zu sehr in ihrer Größe unterscheiden, auch sollten keine Tiere zusammen gehalten werden die sich in Färbung und Form gleichen. Im Folgenden seien einige Beispiele genannt, wo eine gemeinsame Haltung im Terrarium möglich war oder noch ist, aber auch Fehlschläge sollen nicht verschwiegen werden. Das A und O der beabsichtigten Vergesellschaftung ist immer eine gute Beobachtung und Kontrolle.

 

Oedura monilis

Oedura monilis

Vergesellschaftung mit Oedura monilis (Samtgecko)
Obwohl es sich bei Oedura monilis um einen recht großen Gecko im Vergleich zu einigen Phelsumen handelt, verlief eine gemeinsame Haltung auch kleiner Arten ohne irgendwelche Vorkommnisse. Dank seines ruhigen Temperaments eignet sich O. monilis bestens für eine gemeinschaftliche Haltung. Auf Grund der Nachtaktivität von O. monilis wird das Terrarium sozusagen im Zweischicht System bewohnt und die Tiere kommen sich nicht in die Quere.
Folgende Arten wurden bzw. werden bei uns mit O. monilis gehalten:
Phelsuma cepediana, Phelsuma mad. madagascariensis, Phelsuma sundbergi sundbergi, Phelsuma v-nigra pasteuri
(t. h., a. l.)

 

Oedura castelnaui

Oedura castelnaui

 

Vergesellschaftung mit Oedura castelnaui (Castelnaus Samtgecko)
Oedura castelnaui wurde bereits mit Phelsuma mad. madagascariensis gemeinsam gehalten. Hierbei kam es dazu, dass die Phelsumen einen Teil ihres Schwanzes einbüßten.
(a. l.)

 

 

 

Lepidodactylus lugubris

Lepidodactylus lugubris

 

Vergesellschaftung mit Lepidodactylus lugubris (Jungferngecko)
Für die gemeinsame Haltung mit kleineren Phelsumen erscheint diese Art als ideal, da sie sich stark in Färbung und Zeichnung von ihren Mitbewohnern absetzen. Lediglich bei der Fütterung mit Fruchtbrei kann es zu kleineren Streitereien kommen, da L. lugubris seinen Anteil durch seine typischen Klicklaute für sich zu beanspruchen versucht. Bis auf diese kleine Ausnahme verläuft die gemeinsame Haltung ohne Vorkommnisse.
Die folgenden Arten wurden bereits mit L. lugubris gemeinsam gehalten:
Phelsuma cepediana, Phelsuma klemmeri
(t. h.)

Lygodactylus kimhowelli

Lygodactylus kimhowelli

Vergesellschaftung mit Lygodactylus kimhowelli (Kimhowells Haftschwanzgecko)
Als ein Vertreter der nah mit den Phelsumen verwandten Gattung Lygodactylus, stellt L. kimhowelli einen ebenfalls tagaktiven Gecko welcher in Farbenpracht und munterem Temperament den Phelsumen in nichts nachsteht. Er eignet sich bestens zur Vergesellschaftung mit kleinen Arten der Gattung Phelsuma. Bei mir verläuft eine gemeinsame Haltung mit P. klemmeri ohne Probleme obwohl sich die Tiere einander recht ähnlich sehen und in etwa die gleiche Körpergröße haben. Die Weibchen der beiden Arten nutzten sogar schon einen Eiablageplatz gleichzeitig ohne sich gegenseitig die Eier wegzufressen.
(t. h.)

Coleonyx mitratus, Pärchen

Coleonyx mitratus, Pärchen

Vergesellschaftung mit Coleonyx elegans (Amerikanischer Krallengecko)
Die bis 19 cm GL erreichenden, bodenbewohnenden Geckos sind bestens dazu geeignet um sie mit kleineren bis mittelgroßen Phelsumen zu Vergesellschaften. Ihre nachtaktive Lebensweise macht sie zu perfekten Mitbewohnern in einem Taggecko- Terrarium, da sich die zusammen gehaltenen Arten kaum einmal in die Quere kommen. Ein weiterer Vorteil liegt darin das C. elegans das von den Phelsumen nicht gefangene Lebendfutter in der Nacht frisst und so nie Futtertiere im Terrarium verbleiben die dann Schaden an der Bepflanzung anrichten könnten. Eine gemeinsame Haltung verlief bis jetzt ohne Vorkommnisse.
Folgende Arten werden gemeinsam mit C. elegans gehalten:
P. l. laticauda und P. v-nigra pasteuri.
Gleiches kann über die Schwesternart Coleonyx mitratus gesagt werden, welche sich auch zur Vergesellschaftung bestens eignet.
(t. h.)

Gekko ulikovskii

Gekko ulikovskii

 

Vergesellschaftung mit Gekko ulikovskii (Vietnam Goldgecko)
Es gibt einige Halter die Gekko ulikovskii zusammen mit Phelsuma grandis pflegen und wo es anscheinend nie zu Streitigkeiten gekommen ist. Ich selbst wagte einen kurzen Versuch, der gemeinsamen Haltung, wobei ich schon ahnte dass es eigentlich nicht gut gehen kann. Da ich Gekko ulikovskii bereits seit Jahren erfolgreich nachzüchte, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Arten von ihrer Haltung her nicht zusammen passen. Artgerecht gehaltene Gekko ulikovskii werden auf keinen Fall andere Geckos, gleich auch welcher Art, in ihrem Revier dulden und sie vehement attackieren. Gekko ulikovskii ist auf Grund seiner Haltungsansprüche nicht für eine Vergesellschaftung geeignet!
(t. h.)

 

 

Euprepis quinquetaeniatus

Euprepis quinquetaeniatus

Vergesellschaftung mit Euprepis (Mabuya) quinquetaeniatus (Blauschwanzskink)
Dieser mittelgroße Skink ließ sich bereits mit P. grandis in einem Terrarium pflegen ohne dass es zu Zwischenfällen kam. Die Skinke neigen aber leider dazu beim Hantieren im Terrarium hektisch zu reagieren und aus dem Selbigen zu springen. Ist der Blauschwanzskink einmal aus dem Terrarium entkommen kann es unter Umständen Wochen dauern, ihn wieder einzufangen. Sieht man über diese Tatsache hinweg, ist Euprepis quinquetaeniatus ein guter Kandidat zur Vergesellschaftung mit größeren Vertretern der Gattung Phelsuma.
(t. h.)

Lamprolepis smaragdinus, Pärchen

Lamprolepis smaragdinus, Pärchen

 

Vergesellschaftung mit Lamprolepis smaragdinus (Smaragd – Baumskink)
Die Skinke werden gemeinsam mit Phelsuma mad. madagascariensis und Oedura monilis gehalten. Alle drei Arten leben sehr friedlich miteinander. Auch die Haltung mit Phelsuma sundbergi sundbergi und Oedura monilis verläuft ohne Probleme.
(a. l.)

 

 

Anolis carolinensis

Anolis carolinensis

Vergesellschaftung mit Anolis carolinensis (Rotkehlanolis)
Als einer der bekanntesten Vertreter der Gattung Anolis sei hier der Rotkehlanolis zuerst genannt. Obwohl A. carolinensis eine meist grüne Grundfarbe aufweist, verlief die gemeinsame Haltung mit P. l. laticauda oder auch der Unterart P. l. angularis harmonisch. Obwohl Goldstaubtaggeckos den Ruf haben recht aggressiv zu sein, konnten keinerlei aggressive Handlungen beobachtet werden. Die Tiere nutzten den Sonnenplatz und Verstecke in Bambusröhren gemeinsam, obwohl für jedes Tier ein extra Versteck vorgesehen war. Die Eiablage der Geckos erfolgte jedoch immer in einem Versteck, welches von den Anolis nicht genutzt wurde.
(t. h.)

 

Anolis sabanus

Anolis sabanus

Vergesellschaftung mit Anolis sabanus (Pantheranolis)
Ein weiterer Vertreter der Gattung Anolis ist A. sabanus. Diese Art ließ sich bereits mit P. l. angularis zusammen halten, ohne dass es Zwischenfälle gegeben hat. Eine dauerhafte Haltung mit P. guimbeaui schlug jedoch fehl, da die Geckos nach einigen Monaten gemeinsamer Haltung plötzlich von dem männlichen Anolis unterdrückt wurden. Dies äußerte sich dadurch, dass die Geckos über Tage hinweg nicht zu sehen waren, da sie sich nur in den Bambusröhren versteckten, um aus dem Blickfeld des männlichen Anolis zu gelangen. Daraufhin wurde die gemeinsame Haltung abgebrochen und die Geckos verhielten sich wieder normal. Von anderen Haltern ist jedoch bekannt, dass eine gemeinsame Haltung der beiden Arten durchaus möglich ist. Bei der Aufzucht der Jungtiere von A. sabanus zusammen mit jungen Phelsumen konnte aber noch kein negatives Verhalten beobachtet werden. Auch die gemeinsame Haltung eines Pärchens Anolis sabanus mit einem Weibchen von Phelsuma quatriocellata quatriocellata verläuft problemlos.
(t. h., a. l.)

Anolis sagrei

Anolis sagrei

 

Vergesellschaftung mit Anolis sagrei (Kuba – Anolis)
Die gemeinschaftliche Haltung mit kleinen bis mittelgroßen Vertretern der Gattung Phelsuma ist auch hier ohne irgendwelche Vorkommnisse möglich, da sich A. sagrei stark in der Färbung von den Geckos unterscheidet.
Gemeinsam mit A. sagrei gehaltene Arten sind:
P. cepediana, P. klemmeri, P. l. laticauda, Phelsuma quatriocellata quatriocellata
(t. h., a. l.)

 

Dendrobates tinctorius

Dendrobates tinctorius

Vergesellschaftung mit Dentrobates tinctorius (Färberfrosch) und / oder Phyllobates vittatus (Gestreifter Blattsteigerfrosch)
Auch eine gemeinsame Haltung mit Pfeilgiftfröschen ist durchaus möglich. An dieser Stelle seien die Arten D. tinctorius und P. vittatus genannt. Diese beiden Arten werden z. Zt. bei mir gemeinsam mit P. l. angularis gehalten, jedoch sollte das Terrarium bei dieser Art von Vergesellschaftung eher an die Bedürfnisse der Frösche angepasst werden. Auf Grund ihrer meist Bodenbewohnenden und tagaktiven Lebensweise stellen die Frösche einen hübschen und interessanten Bodenbewohner im Phelsuma-Terrarium dar. Übergriffe von Seiten der Geckos konnten nicht beobachtet werden bzw. sind eher unwahrscheinlich, da diese die Frösche völlig ignorieren.
(t. h.)

Tarentola mauritanica

Tarentola mauritanica

Vergesellschaftung von Phelsuma abbotti chekei und Tarentola mauritanica (Mauergecko) frei im Hobbyraum
Wie bereits im Rundschreiben Nr.48 nachzulesen war lebt P. a. chekei frei in meinem Hobbyraum, außerdem leben darin zwei Männchen von T. mauritanica. Dieses Zusammenleben war anfangs nicht ganz friedlich, denn die Phelsumen mussten erst lernen den zänkischen Mauergeckos aus dem Weg zu gehen. Anfangs büßten beide Phelsumen ihre Schwanzspitzen ein bevor sie begriffen, sich nicht mit den „Tarentolas“ anzulegen. Lässt sich jetzt mal ein Mauergecko am Tage sehen, gehen ihm die Phelsumen im gebührenden Abstand aus dem Weg – „der Klügere gibt halt nach“.
Im Terrarium ist eine Vergesellschaftung mit T. mauritanica – auf Grund seines aggressiven Wesens – nicht zu empfehlen, da sich die Arten hier nicht gebührend aus dem Weg gehen können.   (t. h.)

Boa constrictor

Boa constrictor

Es geht aber auch andersrum!
Vergesellschaftung von Phelsuma standingi mit Python m. bivittatus (Dunkler Tigerpython) und Boa c. constrictor (Abgottschlange)
Ich halte meine Riesenschlangen in einem begehbaren Terrarium mit den Maßen 300 cm x 130 cm x 255cm (l, b, h,) in welchem sich auch ein Pärchen P. standingi wohl fühlt. Die Geckos erfüllen in diesem Terrarium die Rolle eines „Putzers“ und halten es so frei von Grillen die aus meiner Futterzucht und den Terrarien entkommen sind. Auf Grund der großen Belüftungsflächen des Terrariums ist es in der Vergangenheit immer wieder dazu gekommen, dass sich entlaufene Futtertiere darin sammelten und sich auch noch munter vermehrten.

 

Großraum-Terrarium

Großraum-Terrarium

Um dieses Ärgernis aus dem Weg zu räumen setzte ich ein junges Pärchen P. standingi mit in das Terrarium, welches sie auch seitdem von Futtertieren sauber halten. Anfangs war den Geckos die Anwesenheit der Schlangen nicht ganz geheuer was man auch an ihrem vorsichtigen Verhalten den Schlangen gegenüber ablesen konnte. Aber schon bald lernten sie, dass ihnen die Schlangen nichts tun und sie turnten bei ihrer Jagt nach Futter über selbige hinweg, ohne dass die „Riesen“ auch nur eine Notiz von ihnen genommen hätten. Der Grund warum ich mich ausgerechnet für P. standingi zur gemeinschaftlichen Haltung entschied, liegt auf der Hand. Das Terrarium der Schlangen ist eher trocken und P. standingi bewohnt in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet trockene Landstriche im Südwesten Madagaskars. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Geckos ihren Jungen nicht nachstellen. Auf Grund der Größe des Terrariums werden die Gelege nämlich nur selten gefunden (so erscheint mir diese Art als besonders geeignet, um sie darin zu pflegen.)
(t. h.)

 

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