Einige Gedanken zur Haltung und Zucht der Phelsuma berghofi

von Ralf Orphall (Der Taggecko, Nr.52, 4/2005

 

Angeregt durch Herrn H-P. Berghof selbst, habe ich mich entschlossen einen kleinen Beitrag zur Haltung und Zucht der nicht alltäglich gepflegten Phelsuma berghofi zu schreiben.
Ich versuche, mit diesem kleinen Artikel, Phelsumaliebhaber zu animieren, sich mit diesem Gecko zu beschäftigen, damit dieser hübsche Vertreter seiner Art nicht aus unseren Terrarien verschwindet. Es ist anzunehmen, dass diese Art in Ihrem Fortbestand in Ihrem Terra typica stark bedroht ist. Wir sollten unter allen Umständen versuchen, diese Phelsume in Ihrem Fortbestand zu erhalten!

Phelsuma berghofi

Phelsuma berghofi

Vorkommen:
Dieser wunderschöne Taggecko lebt in Südost-Madagaskar Nähe der Ortschaft Somisiky! Dort besiedelt er die Bäume der Musaceae (Baum der Reisenden)

Beschreibung:
Bei Phelsuma berghofi handelt es sich um einen mittelgroßen Vertreter seiner Gattung, der eine Gesamtlänge von bis zu 14 cm erreichen kann, wobei die Weibchen wesentlich kleiner bleiben. Auf eine genaue Farbbeschreibung möchte ich hier an dieser Stelle verzichten. Ich denke die Fotos sprechen für sich!
Eine Geschlechtsunterscheidung bei adulten Tieren ist sehr gut möglich. Die Männchen sind in der Kloakenregion gelblich gefärbt, sowie an den Präanofemeoralporen gut zu erkennen. Bei subadulten Tieren ist es sehr schwierig das Geschlecht eindeutig zu bestimmen.

Durch einen glücklichen Zufall bekam ich Ende 2002 einige Jungtiere, leider verstarb ein Tier 2003. Kurz darauf konnte ich eine weitere, Zuchtgruppe 1,2 von einem Bekannten übernehmen. Das Männchen war schon leicht in die Jahre gekommen, die beiden Weibchen waren jünger. Eines der beiden Weibchen hatte bereits erfolgreich mehrere Gelege abgesetzt.

Gelege an Sanseveria

Gelege an Sanseveria

Haltung:
Von dieser Gruppe bezog jeder einzeln ein Terrarium mit den Maßen 35x30x50 cm. Die Oberseite besteht komplett aus Gaze, an der Front (unten) ist ein Lüftungsgitter eingesetzt, sodaß der Luftaustausch gewährleistet wird. Die gesamten Seiten- und Rückwände sind mit dünnen Korkplatten beklebt. Um aufsteigende Feuchtigkeit zu unterbinden haben alle Korkplatten einen Abstand von 5cm zum Bodengrund.
Um den Geckos die Möglichkeit zu geben, Ihre Haut bei der Häutung noch besser abstreifen zu können, sind die Seitenwänden stellenweise mit einigen kleinen Korkrindenstücken beklebt. Die Inneneinrichtung besteht aus mehreren senkrecht und waagerecht aufgestellten Bambusstangen von 2 bis 3cm Stärke. Als Bodengrund verwende ich ein Gemisch aus Blumenerde (ohne Atmungsflocken) und Sand. Alle Becken sind mit Bogenhanf (Sansevieria sp.) und kleinen Bromelien bepflanzt. Beleuchtet werden die Becken mit zwei 36 Watt /Osram /860 Leuchtstofflampen. Diese sind in der Sommerphase von März bis Ende Dezember 12 h in Betrieb. Ab Januar wird die Beleuchtungsdauer stufenweise innerhalb von 4 Wochen auf 8 h gekürzt. Um immer eine optimale Beleuchtungsstärke zu gewährleisten, werden die Leuchtstofflampen jährlich gewechselt.

Ein Halogenspotstrahler von 20Watt sorgt im Sommer 4 mal täglich für jeweils 1 h über die nötige Temperaturerhöhung. Ich verwende dafür spezielle Strahler die über eine Aluminiumbeschichtung verfügen, da diese fast ihre komplette Hitze nach unten abstrahlen. Durch diese Strahler erreiche ich partziell eine Temperatur von bis zu 40°C. In der Winterperiode wird auf normale Halogenlampen umgestellt und diese für nur 1h geschaltet. Alle Leuchtstofflampen und Spotstrahler befinden sich außerhalb des Terrariums (Verbrennungsgefahr)!
Die Grundtemperatur in den Terrarien beträgt im Sommer ca. 28°C am Tag und 18 bis 20°C in der Nacht. Im Winter werden tagsüber ca. 24°C und nachts ca. 18°C bis 15°C erreicht.
Um den Trinkbedürfnissen und der Luftfeuchtigkeit Rechnung zu tragen, sprühe ich im Sommer zweimal. Einmal Nachmittags und einmal eine Stunde vor dem Ausgehen der Beleuchtung. Dadurch erziele ich eine höhere Luftfeuchtigkeit in der Nacht. Im Winter wird nur einmal am späten Nachmittag gesprüht!

P.berghofi, Schlüpfling

P.berghofi, Schlüpfling

Ernährung:
Als Nahrung dienen folgende Futterinsekten:
kleine Heimchen, Drosophila, Dörobstmotten, Wachsmotten, Schaben und Pinki Fliegen. Als Zusatzkost wird Obstbrei/Babybrei (Banane, Birne, Aprikose) gereicht.
Die erwachsenen Tiere werden dreimal pro Woche gefüttert. Einmal erhalten sie Obstbrei, die restlichen Tage Insekten, wobei ich mit Wachsmotten sehr sparsam umgehe! Wachsraupen verfüttere ich bei dieser kleinen Art überhaupt nicht. Da die Raupen über ein sehr kräftiges Mundwerkzeug verfügen, sollte bei einer eventuellen Verfütterung auf alle Fälle die Kopfregion mittels Pinzette abgekniffen werden.

Jungtiere werden bis zu einem Alter von 3 Monaten täglich gefüttert. Danach gebe ich Futter nur noch alle zwei Tage.
Alle gereichten Futterinsekten werden mit einem Mineralstoffgemisch ausreichend eingestäubt. Sehr gute Erfahrung habe ich mit folgenden Produkten gemacht: „KORVIMIN ZVT für Reptilien“ und „Calcamineral“ (Calcanit +Pego, Münster). Man sollte bei der Verwendung von „Calcamineral“ darauf achten, dass die Weibchen nicht übermäßig „Kalksäcke“ aufbauen. Ich verwende dieses Produkt nur in der Legeperiode der Weibchen!
Weiterhin wird einmal im Monat ein Flüssigvitaminpräparat „Vitakompex für Nager“ gereicht. Ich mische dieses mit Wasser und sprühe das komplette Terrarium aus. Zusätzlich wird in einem kleinen Schälchen zerstoßene Sepiaschale angeboten.

Zucht:
Um die Tiere in Paarungsstimmung zu bringen, ist eine gewisse Winterruhe erforderlich (unter Haltung bereits beschrieben). Die Paare bleiben bei mir für ca. 6 Monate zusammen, in dieser Zeit legen die Weibchen bis zu 6 Gelege. Danach erfolgt die Trennung der Paare und die Weibchen bleiben für die nächsten 6 bis 8 Monate alleine. In dieser Zeit können sich die Weibchen ausreichend von der anstrengenden Legeperiode erholen und gleichzeitig überwintern! Die Männchen bleiben nur für die Zeit der Überwinterung allein, ansonsten werden diese zu anderen Weibchen gesetzt. Zu bemerken wäre, dass die Weibchen in der Zeit der Erholung die Reproduktion einstellen. Es kommt meistens noch zu 1 bis 2 Gelegen bis die Wintertemperaturen eingestellt sind.
Dieses Vorgehen wirkt sich nach meinen Erfahrungen positiv auf die Kondition der Tiere aus. Sie sind nach dieser Ruhezeit deutlich vitaler, agiler und die Weibchen sind wesentlich wehrhafter gegenüber eventuellen Auseinandersetzungen mit Ihrem Partner. Nach einer Eingewöhnungzeit und einer schrittweisen Erhöhung der Temperatur und Feuchtigkeit nach der Winterruhe, erfolgen die ersten Paarungsversuche der Männchen. Diese äußern sich durch ruckartige Bewegungen und Kopfschütteln. Sollte das Weibchen jedoch noch nicht paarungsbereit sein, reagiert es mit Flucht oder vermeidet Blickkontakt zum Männchen. Ist das Weibchen bereit, wird die Paarung kurze Zeit später vollzogen. Ich konnte dieses öfters in den späten Abendstunden beobachten. Die Weibchen setzen nun nach kurzer Zeit die ersten Eipakete an. Zu bemerken ist, dass hochträchtige Weibchen ab und an noch immer vom Männchen bedrängt werden. Diese reagieren jedoch auf solche Attacken mit Lautäußerungen oder ruckartige Bewegungen und schütteln des Kopfes. Daraufhin beruhigen sich die Gemüter wieder und die Tiere gehen sich aus dem Weg. Die Gelege werden meistens oberhalb der Sansevierien angeheftet. In Ausnahmefällen werden auch die Scheiben genutzt.

P.berghofi, Schlüpfling

P.berghofi, Schlüpfling

Da nun die Eier zur Inkubation eine gewisse Luftfeuchtigkeit benötigen, überführe ich diese in eine kleine, dicht schließende Plastikdose mit feuchtem Vermuculit, um sie dort zu zeitigen. Auf das Substrat lege ich ein Stück Korkplatte, worauf die Eier mit dem Untermaterial auf dem sie gelegt worden sind (Sanseverien) befestigt werden. Die Inkubationstemperaturen liegen bei mir zwischen 28°C und 31°C. Mit diesen Temperaturen bekomme ich ein relativ ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Wichtig ist eine gewisse Abkühlung in der Nacht, um min. 8 bis 10°C. Nach einer Inkubationszeit zwischen 57 und 75 Tagen schlüpfen die Jungtiere aus Ihren Ei. Ich belasse die Jungtiere noch einige Zeit in ihrem Zeitigungsgefäß, damit sie sich noch in Ruhe häuten können. Sollte die Entnahme früher geschehen, kann es vorkommen das sich die kleinen Geckos im Aufzuchtbehälter nicht richtig fertig häuten.
Die Jungtiere messen beim Schlupf zwischen 4,1 und 4,2 cm. Zur weiteren Aufzucht setze ich die kleinen Phelsumen (bei einem Doppelgelege gemeinsam) in Kleinstterrarien mit den Maßen 20cm x 15cm x 20cm. Diese Aufzuchtbehälter bestehen auf der Oberseite zur Hälfte aus Gaze und haben im vorderen, unteren Bereich ebenfalls einen Gazeeinsatz.

Beleuchtet wird die Kinderstube nur mit einer Leuchstofflampe 36W/ Lichtfarbe 860. Ich erreiche dadurch in den Aufzuchtbehältern eine Temperatur zwischen 24°C und 27°C. Spotlampen verwende ich erst, wenn die Jungtiere ein Alter von ca. 4 Monaten erreicht haben. Die Einrichtung ist zweckmäßig. Es befinden sich einige Bambusstangen und eine kleine Sanseviere im Aufzuchbehälter. Der Bodengrund besteht aus Sand. Gesprüht wird täglich einmal mit lauwarmen Wasser. Einen Tag nach dem Schlupf biete ich das erste Futter an. Hier verwende ich Drosophila und Mikroheimchen. Das Erstfutter wird gut angenommen. Einmal pro Woche gebe ich Fruchtbrei (siehe Ernährung).
Die Fütterung der kleinen Geckos sollte unbedingt täglich erfolgen. Die Aufzucht bereitet keine weiteren Probleme. Gute Erfahrungen habe ich mit der gemeinsamen Aufzucht mit Jungtieren von Lepidudactulus lugubris und Phelsuma robertmertensi gemacht.
Bei einer gemeinsamen Aufzucht der Geschwister, sollte man die Tiere spätestens im 2. Monat trennen. Eine gemeinsame Aufzucht mit anderen Phelsumenarten ist jedoch kein Problem. Die Geschlechtsreife erreichen die Jungtiere mit ca. 1 Jahr. Die Tiere sollten zur weiteren Zucht allerdings erst mit 1,5 bis 2 Jahre herangezogen werden. Man tut den Tieren keinen Gefallen, wenn man Sie zu früh als Zuchttier einsetzt.

P.berghofi u. P.robertmertensi

P.berghofi u. P.robertmertensi

Anmerkung:
Ein Phänomen bleibt noch zu klären. Es scheint, dass speziell Phelsuma berghofi ein Problem mit den Schwanzenden (rachitische Erscheinungen) hat. Ich habe beobachtet, daß diese manchmal an den Enden mehr oder weniger S-förmig geknickt sind. Diese Erscheinung kommt noch mehr zum tragen, wenn Weibchen durch viele Gelege bereits leicht geschwächt sind. Auf alle Fälle, ist dieser Defekt schon bei Jungtieren angeboren. Ich habe durch mehrere Versuche festgestellt, dass dieses Problem bereits vom Muttertier ausgeht. Meine Vermutung war, dass dieser Defekt eventl. durch Mangel eines Minerals ausgelöst wird. Ich konnte mir dieses Phänomen dennoch nicht erklären, da eine ausreichende Mineralsoffversorgung des Muttertieres vorlag (Korvimin ZVT / Vitakompex für Nager / Sepiaschale). Also unternahm ich einige Versuche dieser Sache auf den Grund zu gehen.

Ich habe als Erstes mit der Erhöhung der Luftfeuchtigkeit beim inkubieren experimentiert um herauszufinden ob das Problem daher rührt. Aber die Schwanzbildung war trotz mehrerer Versuche bei einigen Jungtieren weiterhin mehr oder weniger S-förmig (Wellenförmig). Daraufhin habe ich im Punkt Ernährung das Produkt „Calcamineral“ ins Spiel gebracht. Seitdem konnte ich fast 90% der Jungtiere ohne dieser Fehlbildung aufziehen!
Vielleicht sollte man auch die gesamte Inkubation der Eier überdenken und Inkubatoren bauen, die auf UVA/UVB Bestrahlung basieren. Durch diese Bestrahlung könnte schon im Ei rachitischen Erscheinungen vorgebeugt werden. Ich bin der Auffassung, dass die Gelege von Eiklebern, in der Natur durch das natürliche Sonnenlicht (UVA/UVB) positiv beeinflußt werden. Ab einen bestimmten Entwicklungsstadium kann auch ein Embryo im bestimmten Maße UVA und UVB aufnehmen. Ich werde auf alle Fälle weiter experimentieren, das der von mir beschriebene Defekt nicht weiter auftritt.

Fazit:
So konnte ich in kurzer Zeit, seit 2003, 23 Jungtiere aufziehen. Bemerkenswert ist, dass ich bis heute kein einziges Jungtier verloren habe. Das A und O bei der Haltung ist und bleibt eine ausreichende Mineral- und Vitaminversorgung und man sollte auf gar keinen Fall an der Beleuchtung sparen.

Literatur
BERGHOF, H.-P. (2002): DRACO Taggeckos – Phesuma berghofi, Biologie,Pflege und Vermehrung
HALLMANN, G., KRÜGER, J. & TRAUTMANN, G. (1997) – Faszinierende Taggeckos. Der Gattung Phelsuma, ( NTV-Natur & Tier Verlag)
KRÜGER, J. (1996): Herpetofauna – Beschreibung einer neuen Art aus der Gattung Phelsuma aus dem Süd-Osten Madagaskar
HENKEL, F.-W., SCHMIDT, W. (1991): Geckos, Eugen-Ulmer-Verlag

 

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