Phelsuma ornata – Erfahrungen bei Haltung und Zucht

von Martin Schädler (IGP-Rundschreiben 3/97)

 

Phelsuma ornata, Pärchen

Phelsuma ornata, Pärchen

Viele von uns halten bestimmte Phelsumenarten, mit denen sie besonders viel Erfolg in Haltung und Zucht haben. Ob nun bestimmte Kniffs angewandt werden oder ob man nur zufällig immer das richtige tut – wichtig ist, daß wir vermehrt diese Erfahrungen austauschen. Eine gewisse Tradition hat bei mir die Zucht von Phelsuma ornata. Diese Art gehört eigentlich zu den schönsten der Gattung (mal nicht nur grün und so!), wird aber offenbar nicht so oft gehalten, war noch nie so richtig Mode und scheint doch bei manchen Züchtern nicht so richtig aus dem Knick zu kommen.

 

Haltung:
Gehalten werden die Tiere bei mir paarweise bei einer Behältergröße von 35cm X 35cm X 50cm, was einigermaßen an der Untergrenze liegen dürfte. Beleuchtet wird das Ganze mit zwei Leuchtstoffröhren mit jeweils 25 Watt Lichtleistung (Tageslichtspektrum). Zusätzlich ist im Behälter eine 25 Watt-Glühbirne angebracht. Der Bodengrund besteht aus einer Torf-Sand-Blumenerdemischung, die sich wohl schon Jahrzehnte im Behälter befindet und noch vom Vorbesitzer des Terrariums stammt. Die Einrichtung besteht aus mehreren vertikal und horizontal ausgerichteten Bambusstäben von Daumendicke, einem verzweigten, entrindeten Ast eines Laubgehölzes und einigen kleinen Kalksteinplatten, die zu einem kleinen Hügel unter der Beheizung aufgeschichtet sind. Vor allem abends wird dieser Hügel dieses gut wärmespeichernden Gesteins oft von den Tieren aufgesucht.

Phelsuma ornata, Männchen

Phelsuma ornata, Männchen

Die Rückwand ist aus Zement an die Rückscheibe gestrichen und hat offensichtlich genau die richtige Oberflächenstruktur für die Tiere, die sich sehr gern an dieser aufhalten. Die Bepflanzung besteht aus einer persistent vorhandenen Sansevierie, deren Blätter sich mittlerweile unter der Decke des Terrariums kräuseln und regelmäßig eingehenden, kostengünstig in Baumärkten erhältlichen Zimmerpflanzen alternierender taxonomischer Zugehörigkeit. Ein Trinknapf mit sporadischer Wasserführung vervollständigt die Einrichtung. Gesprüht wird etwa 4-5 mal in der Woche, abhängig von den Faktoren Zeit, Vergeßlichkeit und Vorhandensein intakter Sprüher.

Es wird bewußt nicht so gründlich gesprüht wie in anderen Phelsumenterrarien, da ja die Tiere bekanntlich aus trockeneren Regionen der Insel Mauritius stammen (was eigentlich nichts über die Einnieschung der Art in bestimmte Mikro- oder Kleinhabitate aussagt, aber wo gibt es schon ausführliche Freilandbeobachtungen??).

Fütterung:
Gefüttert werden alle meine erwachsenen Phelsumen höchstens l- bis 2-mal wöchentlich. Jungtiere werden alle 2 Tage gefüttert, allerdings wird die verabreichte Futtermenge ohnehin oft nicht gleich am ersten Tag verbraucht. Alles was sich bewegt oder gut riecht wird gefressen. Übliche Futtertiere sind Grillen, Wachsmaden, Mehlwürmer und dergleichen. Mit etwas Gewöhnung werden auch junge Schaben gerne gefressen. Diese stellen ein sehr ballaststoffreiches Futter dar und sind daher besonders für leicht verfettete Phelsumen ein optimales Futter. Aufgrund ihrer ausgesprochenen Polyphagie kann man ihre qualitativen Eigenschaften zudem noch leicht durch Verabreichen entsprechender Futtermittel beeinflussen.

Phelsuma ornata, Weibchen

Phelsuma ornata, Weibchen

Nahezu süchtig sind meine Tiere von Phelsuma ornata, entgegen den Angaben von HESELHAUS (das Phelsumenbuch – Ihr wißt schon!), nach Brei aller Art. Dazu zählen Fruchtbreie genauso wie die, aus aktuellem Anlaß zur Zeit vermehrt anfallenden Einrühr-Babybreie, sowie Fruchtjoghurt oder Honig. Letzterer wird heute grundsätzlich nicht mehr verabreicht, da ansonsten hinterher immer 2-3 Fastenwochen fällig sind, um die Tiere wieder in Form zu bringen. Jeder Brei wird zusätzlich mit Vitaminen, zerstoßener Sepiaschale und mitunter auch mit käuflichen Blütenpollen versetzt.

Für im Freiland gefangene Heuschrecken zeigten die Tiere erstaunlich wenig Interesse. Der Habitus, sowie die „Stillsitzen-Springen-3-kurze Schritte-Stillsitzen-Bewegungsweise“ passen offenbar nicht so recht ins Beuteschema der Geckos. Dagegen werden kleine Wolfsspinnen sehr gerne genommen.
Jungtiere fressen vor allem junge Grillen und Drosophilas, gehen aber auch schon nach sehr kurzer Zeit an die beschriebenen Breie. Als Notfuttersorten stehen junge Mehlwürmer, Getreideschimmelkäfer- und Reismehlkäferlarven bereit. Bohnenkäfer werden erst von schon etwa 2 Monate alten Tieren genommen. Ein sehr gutes, leicht in Massen züchtbares Futter waren immer Dörrobstmotten (=Gespinnstmotten). Diese erobern allerdings in kurzer Zeit die ganze Wohnung (schwerpunktmäßig die Küche), so daß diese allenfalls in Gewächshäusern u. dgl. zu züchten sind.

Zucht:
Wichtigste Voraussetzung zur Zucht ist ein „funktionierendes“ Pärchen. Relativ gute Erfahrungen machte ich dabei (genau wie bei Phelsuma cepediana) mit einem größeren Weibchen und einem kleineren Männchen. Letzteres wurde dabei die ersten Wochen vom Weibchen regelrecht tyrannisiert. Mit Erreichen der Geschlechtsreife änderten sich die Verhältnisse dramatisch. Von einem Tag auf den anderen saß das Weibchen verschreckt und stark „abgehäutet“ in der Ecke, so daß ich es erstmal entfernte und es sich bei Einzelhaltung auskurieren ließ. Nach 2 Wochen setzte ich es wieder hinzu, mit dem Ergebnis, daß sich der Vorgang wiederholte. Diesmal beließ ich es dabei, um den Tieren Gelegenheit zu geben, die Fronten endgültig zu klären. Nach einigen Tagen war das erledigt und seitdem sind keinerlei aggressive Handlungen mehr zu beobachten.

Phelsuma ornata

Phelsuma ornata

Durch eine kurze Phase bei etwa 5 Grad niedrigeren Temperaturen läßt sich der Beginn der Fortpflanzungsperiode offenbar zuverlässig stimulieren. Das entspricht auch etwa den großklimatischen Bedingungen auf Mauritius, ob die dortigen Tiere allerdings den Unterschied nicht durch entsprechendes thermoregulatorisches Verhalten (also vermehrtes Sonnen und dergleichen) physiologisch ausgleichen bleibt ungeklärt (siehe oben).
Pro Fortpflanzungsperiode werden 5-6 Gelege (meist Doppeleigelege) abgesetzt. Dies geschieht an allen möglichen, z.T. aber auch unmöglichen Stellen, z.B. in Bambusröhren, an Scheiben, an der Rückwand und an Ästen, bisher allerdings noch nicht an Blättern (der Sansevierie z.B.). Es ist daher nahezu unmöglich, auf das Temperaturregime der einzelnen Gelege Einfluß zu nehmen. Dadurch läßt sich der Zeitraum der Inkubation, nur durch die Angabe 1,5 bis über 3 Monate (an einer sehr kühlen Stelle!) umreißen.

Meist ist es möglich, die Eier vor Sprühwasser und vor den Elterntieren (während des Schlupfes) durch Plastikabdeckungen zu schützen. Mitunter sind aber auch schon Jungtiere frei geschlüpft. Die Eltemtiere stellen diesen gierig nach, konnten aber bisher lediglich einen halben Schwanz erbeuten. Alle Jungtiere waren bisher wohlbehalten unter dem kleinen Stapel Kalksteinplatten auf dem Bodengrund zu finden.
Aufzucht:
Anfänglich hielt ich die Jungtiere immer einzeln. Minimale Behältergröße war dabei mitunter schon mal aus Platzmangel 9cm x 6cm x 9cm (LxBxH) für die ersten Wochen. Die Ausstattung besteht aus einem Bodengrund aus ungebleichtem Zellstoff (z.B. Papierhandtücher), ein bis zwei Stücken halbgeschnittenen Bambus und einer Ranke der Efeutute oder Porzellanblume die durch ein kleines Loch im Deckel einer wassergefüllten Filmdose stecken.

Phelsuma ornata, Jungtier

Phelsuma ornata, Jungtier

Neuerdings halte ich die Geschwistertiere aus einem Gelege von Anfang an paarweise in Behältern der Maße 11cm x 7cm x 19cm. Schon nach wenigen Wochen werden kleine Grüppchen von 4-5 Tieren gleicher Größe (aber mitunter verschiedener Arten) in Terrarien von etwa 15cm x 25cm x 30cm zusammengestellt. Allerdings sollte man diese Grüppchen immer im Auge behalten.

Oft entwickelt sich ein Junges zum alpha-Tier, das alle anderen unterdrückt. Dadurch können durchaus Verluste verursacht werden. Insgesamt herrscht in diesen Jugendgangs aber offenbar weniger Unterdrückung und Gewalt als beispielsweise bei den Jungtieren von Phelsuma guimbeaui. Andererseits hielt ein Jungtier von Phelsuma ornata auch schon mal drei gleichgroße von
Phelsuma pasteuri in Angst und Schrecken.

Gesprüht wird täglich, Fütterung siehe oben. Wichtig sind natürlich Kalk- und Vitamingaben. Auch ohne UV-Bestrahlung (bei mir immer noch altmodisch portionsweise aus einem 300W Strahler erfolgend) gibt es nach wenigen Wochen bereits Ausfälle.

Vergesellschaftung:
Die paarweise Haltung wird bei dieser Art die Regel sein, v.a. bei eingeschränkter Behältergröße. Bei großen Behältern ist das Zusammenhalten eines Männchens und mehrerer Weibchen offensichtlich problemlos möglich (siehe FÖLLING, elaphe 1/96) und offenbart dadurch ein ganzes Spektrum weiterer Verhaltensweisen der Tiere und stellt wohl auch die natürlichere Form des Soziallebens dar.
Die Vergesellschaftung mit anderen Phelsumen wird wohl auch nur bei sehr großen Behältergrößen möglich sein. GROß (Phelsumen-Steckbrief P. ornata) hält eine Vergesellschaftung von P. guimbeaui, P. cepediana und P. ornata für möglich. Ich halte und kenne alle drei Arten, und gerade w e i 1 ich sie kenne, möchte ich das lieber nicht probieren, denn in Punkto Territorialität ist P. ornata wohl noch die harmlosere Art der drei. Andere Echsen werden gewöhnlich schlicht übersehen. Eine zeitweise Vergesellschaftung mit vier Pachydactylus tigrinus verlief völlig problemlos. Auch ein Anolis roquet summus wurde problemlos akzeptiert, bis die Phelsumen diesen an Größe weit übertrafen und dann zunächst den Schwanz und einen Fuß abbissen. Die Vergesellschaftung mit Lepidodactylus lugubris steht und fällt mit dem Vorhandensein von Rückzugsmöglichkeiten für diese Art.

Wenn man einige kleine Dinge beachtet, ist P. ornata also eigentlich eine sehr leicht zu haltende Art, obendrein sehr attraktiv (viel schöner als der olle „Klemmeri“ zum Beispiel) und wird nach kurzer Zeit beinahe handzahm. Ich freue mich auf Eure Nachfrage!

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