Phelsuma ornata inexpectata MERTENS, 1966
– Beobachtungen bei Haltung und Zucht –

von Achim Lerner , Abb.1 von Peter Vermeul (IGP-Rundschreiben 1/97)

(Anmerk. d. Red.: P.ornata inexpectata ist mittlerweile als eigene Art P. inexpectata anerkannt)

 

Beschreibung:
Phelsuma ornata inexpectata ist ein schlank gebauter Taggecko. Die Männchen erreichen eine Gesamtlänge von 130 mm, während die Weibchen mit 100-110 mm deutlich kleiner bleiben. Die Grundfärbung der Tiere ist dunkelgrün. Die Körperoberseite ist von einer kaminroten Zeichnung durchsetzt.

Abb.1: Phelsuma inexpectata, Männchen

Abb.1: Phelsuma inexpectata, Männchen

Drei rote Längsstreifen verlaufen parallel vom Kopf in den Nackenbereich und verlieren sich auf dem Vorderrücken in einer Vielzahl kleinerer schnörkelartiger Flecken. Die beiden äußeren der drei Längsstreifen reichen bis in Höhe der gelb umrandeten Augen. Der mittlere Streifen endet auf der Schnauze in einem Querband, sodass eine T-förmige Figur entsteht. Davor befindet sich ein leuchtend blauer Fleck, der von einem weiteren U-förmigen roten Band, welches über die Schnauzenspitze verläuft, eingeschlossen ist. Zu beiden Seiten des Kopfes zieht sich ein braunes Band vom Auge bis zum Ansatz der Vorderbeine, das durch einen hellgrünen Streifen von der Körperoberseite abgegrenzt wird. Der Nackenbereich kann, besonders bei den Männchen, eine bläuliche Einfärbung aufweisen. Die Beinoberseiten sind grünbräunlich marmoriert. Auf der im hinteren Drittel hellblau gefärbten Schwanzoberseite setzt sich die schnörkelartige Musterung des Rückens fort. Die Bauch- und Schwanzunterseite ist gelblich, die Kehle jedoch weißgrau gefärbt.

Lebensraum und Verbreitung:
Phelsuma ornata inexpectata kommt punktuell an der Südküste der Maskareneninsel Reunion vor. Die Tiere besiedeln hier den Küstenstreifen bis in Höhen von ca. 100 m. Als ausgesprochene Kulturfolger bevorzugen sie sowohl die angelegte Bepflanzung in den Gärten (Palmen, Pandanus, Papaya), als auch Zäune, Mauern und Hauswände der örtlich dichten Bebauung. Bereits in den Morgenstunden lassen sich die Tiere in sonnenexponierter Lage durch die intensive Sonneneinstrahlung aufheizen. Die Temperaturen erreichen schnell 30°C. Ein ständig vom Meer wehender Wind sorgt für eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Haltung im Terrarium:
Im November 1994 erhielt ich eine Wildfang-Gruppe von 1,2 Phelsuma ornata inexpectata. Die Tiere wurden in einem Terrarium der Größe 40x40x70 cm untergebracht. Eingerichtet wurde das Terrarium mit armdicken Bambusstäben, einer Sanseverie und einem Ficus. Als Substrat wurde ein Muschelkalk-Granulat verwendet. Beleuchtet wurde das Terrarium mit 2×18 Watt-Leuchtstoffröhren und einem 20 Watt-Halogenstrahler. Das Temperaturspektrum reichte von 22-35°C tagsüber, nachts sank die Temperatur auf 20°C. Gesprüht wurde einmal täglich. Die Tiere gewöhnten sich recht schnell ein, waren von vorneherein wenig scheu und nahmen bereits nach 3 Tagen Heimchen, Wachsmaden und Fruchtjoghurt an. Balzaktivitäten des Männchens gegenüber beiden Weibchen setzten nach 4 Tagen ein. Beide Weibchen nahmen in den folgenden Tagen deutlich an Unfang zu und setzten nach 17 bzw. 22 Tagen jeweils ein Doppelei ab. Hierbei wurde zum einen ein Sanseverienblatt und das Innerer einer Bambusröhre ausgesucht. Die beiden Gelege wurden im Terrarium belassen. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass sich keines der beiden Gelege ordnungsgemäß ( d.h. zuerst gleichmäßige leichte Rosafärbung, die allmählich in eine graue Färbung übergeht) entwickelte. Beide Tiere setzten drei Wochen später jeweils ein weiteres unbefruchtetes Doppelgelege. Danach erloschen die Balzaktivitäten des Männchens und es wurden keine weiteren Gelege mehr ausgebildet. Dieses Verhalten erwies sich nach Rücksprache mit anderen Phelsumenpflegern als typisch für Phelsuma ornata inexpectata.
Nachdem sich auch im Frühjahr 1995 nicht die ersehnten Paarungsbemühungen des Männchens einstellten, wurden die Tiere ab Mai in einen Drahtgazebehälter umgesiedelt und in einer geschützten Ecke auf dem Balkon gesetzt. Dort blieben die Tiere den ganzen Sommer über, wo sie oft in der Sonne liegend, beobachtet werden konnten. Im September bezogen die Tiere wieder in ihre ursprüngliche Behausung in der Terrarienwand. Nun konnte zumindest beobachtet werden, das das Männchen gegenüber den Weibchen eine gesteigerte Aggressivität zeigt und diese hin und wieder durch das Terrarium jagte.
Den endgültigen Durchbruch brachte im Frühjahr 1996 der Tausch eines der beiden Weibchen gegen ein ausgewachsenes Männchen, dass ohne passendes Gegenstück bereits mehrere Jahre im Terrarium gehalten wurde. Dieses Tier wurde zusammen mit dem verbliebenen Weibchen in ein sehr dicht bepflanztes Terrarium (drei Sanseverien, eine Yukka-Palme) gesetzt.

Abb.2: drei Monate altes Jungtier von P.inexpectata

Abb.2: drei Monate altes Jungtier von P.inexpectata

Beleuchtet wurde das Terrarium mit einer 36-Watt-Leuchtstoffröhre und mehrere Stunden am Tag mit einer 80-Watt-HQL-Lampe. Auch bei Temperaturen von 45°C suchten die Geckos kurzfristig den Sonnenplatz auf. Das Männchen zeigte sich sofort interessiert am Weibchen und jagte es durch das Terrarium. Daraufhin wurde das Männchen einige Tage vom Weibchen getrennt und dann wieder eingesetzt. Jetzt konnten Balzaktivitäten und eine Paarung beobachtet werden. Am 17. April, 20 Tage nach der beobachteten Paarung wurde ein Doppelgelege vom Weibchen an ein Sanseverienblatt geklebt. Das Gelege wurde drei Wochen dort belassen. Die Temperatur lag durchschnittlich bei 25°C und erreichte mehrmals am Tage 38°C. Die Luftfeuchtigkeit lag zwischen 80 und 95%. Danach wurde das Sanseverienblatt abgeschnitten und mitsamt Gelege in einen Inkubator überführt. Hier erfolgte die Zeitigung in einer Plastikdose, die zur Hälfte mit feuchtem Vermiculite gefüllt war.

Als luftdurchlässige Abdeckung wurde ein Stück Nylonstrumpf verwendet. Am 17. Juni, also nach 62 Tagen schlüpften beide Jungtiere mit einer Größe von 49 bzw. 51 mm. Ihr Farbkleid gleicht der Färbung der Eltern. Es fehlen lediglich die roten Zeichnungselemente, während der blaue Schnauzenfleck schon sichtbar ist. Ihre Aufzucht erfolgte bis auf weiteres gemeinsam in einem Terrarium der Größe 20x20x30 cm, beleuchtet mit einer Halogenlame 20 Watt. Die Tiere erwiesen sich mit dem üblichen Futter als leicht aufziehbar, mussten jedoch nach 3 Wochen getrennt werden.
Vier Wochen nach der ersten Eiablage folgte am 28. Mai das nächste Gelege. Dieses wurde jedoch so gut versteckt, das ich es nicht finden konnte. Am 10. August entdeckte ich an der Frontscheibe ein frisch geschlüpftes Jungtier, dem bereits der komplette Schwanz fehlte. Ich konnte es sofort herausfangen und fand dabei die leeren Eihüllen an ein Blatt der Yukka-Palme geklebt. Direkt unterhalb des Geleges lag das zweite Jungtier. Ihm hatten die Elterntiere bereits so zugesetzt, das es keine Überlebenschance mehr hatte.
Das verbliebene Jungtier regenerierte den Schwanz innerhalb der nächsten 7 Wochen. Im September 96 wurden die drei halbwüchsigen Jungtiere zusammen in ein großes Becken (75x40x75) gesetzt. Die Tiere erwiesen sich als sehr scheu und zudem extrem schnell. Aus diesem Grund konnte ich die Geschlechter bisher leider nicht exakt bestimmen. Die Tiere haben nun nach ca. 7 Monaten eine Körperlänge von 75mm. Das Farbkleid ist leider nicht so farbenfroh wie bei den Wildfängen. Es fehlt der rote Farbanteil (siehe Abb. 2).

zurück zur Auswahl