Phelsuma kely

Phelsuma kely

Phelsuma kely

 

SCHÖNECKER, BACH & GLAW, 2004

 

Kleiner Taggecko
kely (madagassisch) = klein

Synonyme:
2004 Phelsuma kely SCHÖNECKER, BACH & GLAW, Salamandra, Rheinbach, 40(2): 106.

Terra typica: Ost-Madagaskar, Lac Ambitabe bei Andranokoditra

 

Phelsuma kely, Weibchen

Phelsuma kely, Weibchen

Beschreibung:
In ihren Merkmalen unterscheidet sich Phelsuma kely von allen anderen Vertretern der Gattung allein schon durch ihre maximale Größe von nur 71 mm.
In Bezug auf die Färbung verfügt die Art über die Fähigkeit ihre Haut extrem abzudunkeln und dann dorsal nur noch dunkelgrau bis schwarz zu erscheinen. In Aktivitätsfärbung besitzt der ganze Körper eine weißlich graue Grundfarbe, die auf dem Kopf bis zum Oberrand der Ohröffnung reicht. In dieser Grundfarbe findet sich eingestreut ein feines, schwarzes Muster, das sich als breites Dorsalband bis zum Schwanz erstreckt. Jeweils seitlich davon befindet sich ein graues Band mit eingestreuten weißen Flecken. An den Flanken zieht sich vom Hinterrand der Orbita bis zum Schwanzansatz ein schwarzer Streifen entlang. In schwach ausgeprägter Form ist dieser auch am Schwanz noch vorhanden. Er grenzt ventral an die schmutzig weiße Bauchseite. Die Kehle, die Unterseite der Extremitäten und die vordere Hälfte der Schwanzunterseite besitzen die gleiche Farbe wie die Bauchseite. Die Region der Präanofemoralporen ist beim männlichen Holotypus durch die Drüsensekrete gelblich verfärbt. Die Extremitäten besitzen eine graue Grundfarbe mit einer schwarzen Marmorierung. Die Augen sind weiß umrandet. Supralabialia und Sublabialia sind schmutzigweiß gefärbt.

Lebensraum:
Die Art ist bisher nur aus einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet an der zentralen madagassischen Ostküste bekannt. Hier bewohnt sie die zum Canal des Pangalanes angrenzende Vegetation und Sekundärwalder. Sogar in den dortigen Gärten konnten Tiere nachgewiesen werden. Auffällig ist, dass dicht bewachsene, eher schattige Bereiche gemieden werden. Die Art lebt sympatrisch mit P. l. lineata und P. m. madagascariensis und syntop mit P. guttata und P. parva. Sie bevorzugt dabei deutlich die Strauchvegetation mit Astdurchmessern von wenigen Zentimetern und junge Drachenbäume (Dracaena sp.). Die Niederschläge in dieser Region sind sehr hoch und können im Jahresdurchschnitt über 3000 mm erreichen. Die höchsten Werte werden im Januar bis März gemessen. Es regnet dann täglich und ausgiebig. Die Jahresdurchschnittstemperaturen unterliegen mit Werten von 20 – 26°C keiner deutlichen Schwankung. Nachts sind Werte unter 18°C eher selten. Im März stiegen hier die Temperaturen während einer Reise am Tag bis auf 27,4 °C und fielen in der Nacht bis auf 22,6 °C ab. Die Luftfeuchte schwankte dabei zwischen 83 % und 88 %. Durch die Meeresnähe bedingt, ist ein stetig wehender SO- Passat immer vorhanden.
Durch die auf Madagaskar ständig andauernde Zerstörung natürlicher Lebensräume ist auch diese Region bedroht. Große Bereiche sind hier schon landwirtschaftlich genutzt oder werden zu diesem Zweck abgeholzt oder abgebrannt. Auf den entstehenden Flächen mit Ravenala madagascariensis konnten die Tiere nicht mehr nachgewiesen werden.
Generell scheint die Bestandsdichte im Vergleich zu anderen hier vorkommenden Vertretern der Gattung gering zu sein. Die gefundenen Tiere erwiesen sich, im Gegensatz zu im Terrarium gehaltenen Vertretern, als sehr scheu und hatten eine große Fluchtdistanz. Sie sind insbesondere kurz nach Sonnenaufgang und am frühen Nachmittag während den intensiven Sonnenbädern zu beobachten und verstecken sich danach von der mittäglichen Hitze.

Phelsuma kely, Schüpfling

Phelsuma kely, Schüpfling

Haltung und Zucht:
Ingesamt sind bisher nur spärliche Erfahrungen zur Haltung im Terrarium bekannt. Durch die geringe Größe bedingt, genügen für die Art auch recht kleine Terrarien. 30 x 30 x 50 cm (LxBxH) können als ausreichend angesehen werden. Als Einrichtung dienen finger- bis daumendicke, glattrindige Äste oder Bambusstäbe, in denen sich die Tiere bei Bedarf auch verstecken können. Die Beleuchtung sollte den Lichtbedürfnissen der Art entgegenkommen und nicht zu gering ausfallen. Wegen der geringen Größe der Tiere und des Terrariums ist aber unbedingt darauf zu achten, dass eine Überhitzung vermieden wird. Als optimal erwiesen sich eine Kombination aus mehreren Leuchtstoffröhren und einem zeitweise zugeschalteten Halogenstrahler. Eine Grundtemperatur von 25- 28 °C, die nachts bis auf Zimmertemperatur abfallen kann wird von den Tieren bevorzugt. Lokal kann diese bis auf 38 °C ansteigen. Die im Lebensraum vorhandene hohe Luftfeuchte sollte nicht dazu führen im Terrarium Staunässe entstehen zu lassen, auf die die Tiere äußerst empfindlich reagieren würden. Vielmehr wird eine trockene Aufenthaltsfläche bevorzugt. Der Bodengrund kann, dem Habitat ähnlich, aus Sand bestehen. Gesprüht wird täglich. Zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs, der gerade bei dieser kleinen Art sehr hoch ist, dient zusätzlich ein Wassernapf.
Alle bisher geschlüpften Tiere gehen auf nur ein Elternpaar zurück. In der Natur liegt die Fortpflanzungszeit schwerpunktmäßig in unserem Herbst. Die Tiere können aber problemlos auf die Jahreszeiten der Nordhalbkugel umgestellt werden. Die Eiablagen beginnen dann, nach einer Phase, in der die Geckos bei etwas kühleren Temperaturen gehalten wurden, im März. Von diesem Zeitpunkt an legen die Weibchen etwa alle drei bis vier Wochen ein Gelege, bestehend aus zwei aneinander geklebten Eiern. In der Wahl der Eiablageplätze ist P. kely wenig wählerisch. Bisher wurden Bambusröhren, Hohlräume von Korkrückwänden und sogar der Hohlraum, der zwischen manchen Blumentöpfen und Untersetzern entsteht, als Versteck genutzt. Die Eier sind mit einer Größe von durchschnittlich 7,1 x 5,6 mm sehr klein. Bei einer Inkubationstemperatur von 22°C in der Nacht und 28°C am Tag, schlüpfen die Jungtiere nach 58-60 Tagen. Sie haben eine KRL von 13 – 14 mm und eine Gesamtlänge zwischen 25,4 mm und 28 mm. Als Erstfutter haben sich frisch geschlüpfte Grillen und Heimchen oder kleine Drosophila als geeignet erwiesen. Leider kommt es immer wieder vor, dass Jungtiere ohne ersichtlichen Grund innerhalb kürzester Zeit sterben. Diese Problematik wird vermutlich durch den großen Wasserbedarf der Jungtiere hervorgerufen. Sie kann durch eine ständige Versorgung mit einen Trinknapf und mehrmals tägliches sprühen weitgehend vermieden werden. Auch hier darf keine Staunässe entstehen. Die Jungtiere wachsen bei täglicher Fütterung außerordentlich schnell und können bereits nach sechs Monaten die Geschlechtsreife erreichen. Eine Verpaarung sollte aber in Sinne der Tiere nicht vor einem Jahr geschehen.
Besonderes: Phelsuma kely ist bei Beachtung der Pflegeansprüche eine recht unkompliziert zu haltende Art, die recht einfach zur Fortpflanzung zu bringen ist. Durch die Anfälligkeit der Jungtiere sei dem Anfänger in der Pflege dieser Gattung dennoch erst einige Erfahrung mit der Aufzucht anderer kleinerer Phelsumen empfohlen, bevor er sich mit dieser Art beschäftigt. Im Terrarium zeigt sie sich wenig scheu und wird nach einiger Zeit regelrecht zutraulich.

Patrick Schönecker